Die Präsidentin und der Vizepräsident stellen sich vor

Ein Interview mit persönlichen Einblicken von Denise Tischhauser und Samir Sifeddine, die am 16. März 2022 neu in ihre Funktion als Präsidentin und Vizepräsident der SASFS gewählt wurden.

Liebe Denise und lieber Samir, erzählt uns mehr über euch. Wer seid ihr?

Denise: Ich bin Jahrgang 1963 und wohne mit meinem erwachsenen Sohn in Zürich. Ich bin seit 25 Jahren bei der Schweizerischen Nationalbank im Bereich «Operatives Bankgeschäft» in verschiedenen Funktionen tätig. Zuvor war ich einige Jahre bei der Telekurs, der heutigen SIC AG, im Bereich des SIC-Systems tätig. In meiner Freizeit bin ich gerne draussen in der Natur, bekoche Freunde, lese ein Buch oder höre Musik. Auch reise ich sehr gerne. Als Mensch würde ich mich als humorvoll, interessiert, offen, kritisch aber tolerant und als ziemlich direkt bezeichnen. Umweltthemen sowie Gerechtigkeit im Allgemeinen sind mir wichtige Anliegen.

Samir: Ich wohne mit meiner Frau und meinen beiden Söhnen in Bern. Nach meinem BWL-Studium arbeitete ich bei der Eidgenössischen Bankenkommission. Seit 2008 bin ich bei der Berner Kantonalbank tätig und durfte im Januar 2023 die Funktion als Valuestreamleiter Basisdienstleistungen übernehmen. Zuvor habe ich verschiedene Funktionen, vorwiegend im Zahlungsverkehr, wahrgenommen. Privat hege ich eine Leidenschaft für Fussball, die sich mit zunehmendem Alter vom Spielfeld vor den Fernseher verschiebt. Ausserdem habe ich grosses Interesse an Kaffee und seinen diversen Zubereitungsarten.

 

Seit wann und in welcher Funktion gehört ihr der SASFS bzw. früher der Swift NMUG/SKSF an?

Denise: Seit dem 16. März 2016 als Vertreterin der Schweizerischen Nationalbank im Swift NMUG Vorstand.

Samir: Seit dem 9. September 2015 als Vertreter der Berner Kantonalbank im Swift NMUG Vorstand.

DIE INTERVIEWPARTNER



Denise Tischhauser
SASFS Präsidentin und Swift NMUG Chairperson Schweiz

Samir Sifeddine
SASFS Vizepräsident

Mit welcher Motivation habt ihr euch für die Präsidentschaft bzw. Vizepräsidentschaft zur Wahl gestellt?

Denise: Motiviert haben mich vor allem die Themenvielfalt und deren Wichtigkeit für den Finanzplatz Schweiz und Liechtenstein. Persönlich bin ich überzeugt, der Einsatz dafür lohnt sich und es wird ein nachhaltiger Nutzen erzielt. Ein Nutzen für alle Akteure dieses Ökosystems, unabhängig von ihrer Grösse. Ich möchte etwas bewegen und mit diesem Amt kann ich tatsächlich Veränderung bewirken. Es liegt mir zudem am Herzen, einen Beitrag zum Lösen von gemeinsamen Herausforderungen zu leisten und dabei zu unterstützen, Fragen von unserer und für unsere Community zu beantworten. Ein weiterer Motivator war der Support, den ich von den Schweizer Swift Board Directors und Carlos Philippen erhalten habe. Und nicht zuletzt stimmt auch der menschliche Faktor, ich arbeite sehr gerne mit unseren Kolleginnen und Kollegen zusammen.

Samir: Während sieben Jahren durfte ich die Sichtweise einer mittelgrossen Universalbank vertreten und konnte vom Netzwerk und Knowhow des Vereins profitieren. Letztes Jahr bekam ich die Chance, mich als Vizepräsident auch aktiv an der Entwicklung des Vereins zu beteiligen. Die Schweiz hat sich immer stark in die Standardisierungsarbeit im Finanzsektor eingebracht. Dies zeigt die Wichtigkeit der SASFS und ihrer Arbeit. Meistens werden die Vorsitze in Arbeitsgruppen und Kommissionen durch die grossen Finanzinstitute wahrgenommen. Bei kleineren fehlt es oft an Ressourcen. Die Berner Kantonalbank hat mir die Möglichkeit geboten, dieses Amt auszuüben. Einerseits freut es mich, dass ich dieses Vertrauen von meinem Arbeitgeber bekommen habe und andererseits möchte ich zeigen, dass auch kleinere Institute ihren Beitrag in einer zentralen Rolle leisten können.

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Standards leben und müssen gelebt werden.

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Was beeindruckt euch an der Finanzstandardisierung?

Denise: Beeindruckt bin ich von den Fragestellungen bei Standardisierungen und deren vielfältigen Auswirkungen auf das System. Meist nicht nur national, sondern auch grenzüberschreitend. Mangelnde oder unklare Standardisierung führt zu Problemen in der Abwicklung und damit zu Mehraufwand bis hin zu finanziellen Schäden. Ebenso faszinieren mich die Prozesse, bis ein Standard steht. Von der Fragestellung, ob ein Standard notwendig ist, dem Entscheid und der Knochenarbeit die es braucht, bis ein Konsens gefunden wird. Die Komplexität, Weitsicht der Experten oder auch neue Technologien, die berücksichtigt werden müssen. Zuletzt die Publizierung und Einführung. Und: Standards leben und müssen gelebt werden.

Samir: Ich bin in keiner Kommission mehr aktiv, höre aber immer wieder, wie neue Standards definiert werden und welche Arbeit dahintersteckt. Viele Standards sind von internationaler Relevanz. Ich bin beeindruckt, wie es den Beteiligten gelingt, einen Konsens zu erarbeiten, der allen nationalen Gegebenheiten Rechnung trägt. Erschwerend hinzu kommt die zunehmende Komplexität der Themen. Wenn man beispielsweise den Umfang der MT-Meldung mit demjenigen einer MX-Meldung vergleicht, bietet letztere viel mehr Möglichkeiten. Sich hier auf einen Standard zu einigen, ist enorm anspruchsvoll.


Könnte die Finanzbranche eurer Meinung nach ohne die Standardisierung funktionieren?

Denise: Nein, ich denke nicht. Vor vielen hundert Jahren hat es zwar funktioniert, aber auch damals wurde schon nach einheitlichen Massen gesucht, an denen man sich allgemein orientieren konnte. Als Beispiel: Wegen seiner Gleichmässigkeit in Grösse und Gewicht wurde das Samenkorn des Johannisbrotbaumes zum Wiegen von Edelsteinen verwendet, es entsprach einem Karat (ca. 0,2 g). Dieser Samen galt somit als akzeptierte «Norm». Standardisierungen sind vereinbarte gemeinsame Regeln und sie sind anerkannt, weil sie Sicherheit bieten. Die Komplexität und Vernetzung heutiger Finanzsysteme braucht zum Funktionieren derartige Regeln.

Samir: Sie würde sicherlich funktionieren. Die Frage ist eher wie und zu welchen Kosten. Unsere Bank erreicht beispielsweise eine STP-Rate von beinahe 100 % im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr in USD. Und mit SIC5 etablieren die Schweiz und Lichtenstein in den nächsten zwei Jahren ein nationales Instant-Payment-Verfahren mit dem Ziel, Zahlungen dem Empfänger innert zehn Sekunden gutzuschreiben. All dies zu moderaten Kosten für unsere Kunden, wenn man bedenkt, welche Prüfungen eine Zahlung durchlaufen muss. Dies wäre ohne die Standardisierung in dieser Form nicht möglich.

Welche Ziele wollt ihr in eurer Funktion mit der SASFS erreichen?

Denise und Samir: Es gibt einige Themen, die uns in der SASFS beschäftigen. Einerseits sind dies die rückläufigen Mitgliederzahlen oder die Herausforderung, Leute für die Mitarbeit in den Kommissionen zu gewinnen. Unser Ziel ist es, den Verein finanziell zukunftsfähig aufzustellen und dessen Bekanntheit in den Instituten und auch darüber hinaus zu steigern. Wir möchten die Community näher zusammenbringen und unseren Mehrwert für den Finanzplatz sichtbarer machen. Ebenfalls ist es uns wichtig, das gemeinsame Netzwerk aktiver zu nutzen und den Austausch innerhalb der Branche und unter unseren Steakholdern zu intensivieren. Das heisst, über den Gartenzaun zu schauen.


Gibt es Herausforderungen, vor denen die SASFS aktuell steht oder in Zukunft stehen könnte? Wenn ja, welche?

Denise: Personelle Veränderungen innerhalb der Institute bedeuten für uns oftmals, dass ein Kommissionsleitungs- oder Vorstandsmitglied ersetzt werden muss. Gerade für Kommissionen ist spezifisches Fachwissen gefragt und die Arbeitgeberinstitute müssen bereit sein, wertvolle Ressourcen und Zeit freizugeben. Wir als SASFS müssen den Wert der Mitarbeit nachvollziehbarer und sichtbarer machen. Einige unserer Experten nähern sich langsam dem Pensionierungsalter. Deren Fachwissen, Erfahrung und Expertise ist riesig und schwierig zu ersetzen. Ich möchte dafür appellieren, dieses Fachwissen weiterhin zu pflegen und zu bewahren. Wie bereits erwähnt, sind die rückläufigen Mitgliederzahlen eine finanzielle Herausforderung. Die SASFS gibt es in dieser Form seit 2020 und wir haben mit unserer «Marke» noch nicht den Bekanntheitsgrad auf dem Finanzplatz erreicht, den wir uns wünschen. Darunter verstehen wir auch, als Anlaufstelle für unterschiedliche Anspruchsgruppen mit ihren Anliegen im Finanzbereich wahrgenommen zu werden. Veranstaltungen – und in welcher Form wir sie wieder anbieten – stehen ebenfalls zur Diskussion.

Samir: Neben den bereits erwähnten Herausforderungen spielen die Swift Corporates eine immer wichtigere Rolle in der Schweiz und Liechtenstein. Zwar gibt es eine Corporate Group und der Leiter ist im SASFS Vorstand vertreten, aber die Gewichtung ihrer Bedürfnisse im Vergleich zu den Finanzinstituten ist noch zu tief. In einem zweiten Schritt ist es notwendig, dass wir uns vertieft mit unserem Umfeld befassen. Ich verstehe den Finanzsektor zunehmend als Ökosystem, in dem verschiedene Akteure ihren Beitrag leisten. Provider, Vendoren aber auch Fintechs werden zu wichtigen Partnern. Dies hat Auswirkungen auf die Arbeit unseres Vereins und es ist zwingend notwendig, dass wir diese periodisch hinterfragen.


Was gefällt euch an der Arbeit in eurer neuen Funktion am besten?

Denise: Die Vielfältigkeit der Themen und die Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten darf! Eine neue Erfahrung ist natürlich auch das Präsidialamt mit ganz eigenen und für mich neuen Themen. Das ist superspannend!

Samir: Ich mag den Austausch mit den Leuten und ihre vielfältigen Meinungen zu den verschiedenen Themen. Aktuell durchlaufe ich eine steile Lernkurve. Insbesondere, wenn man von einer mittelgrossen oder kleinen Bank kommt, kennt man nicht alle Ausprägungen und Facetten zu manchen Fragestellungen. Diesbezüglich ist der Austausch mit den grossen Instituten oder denjenigen, welche sich auf bestimmte Geschäftsbereiche spezialisiert haben, enorm bereichernd. Die Fragestellungen sind häufig dieselben, nur die Komplexität und die Abhängigkeiten innerhalb der Unternehmen variieren stark.

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Ich wurde sehr wohlwollend aufgenommen und habe viele positive Rückmeldungen erhalten.

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Wie habt ihr die Zeit der Einführung vor und nach euren Wahlen in die vielfältigen Aufgaben der SASFS erlebt?

Denise: Ich habe viel Expertise, Wohlwollen, Zeit und Support erhalten. Unersetzlich ist dabei Nadine, die unsere Geschäftsstelle leitet. Auch der Support aus den Kommissionen, dem Vorstand, der Schweizerischen Bankiervereinigung und Swift waren wertvoll. Wenn ich eine Antwort oder Hilfe brauche, dann findet sich immer jemand.

Samir: Ich war vor dem Vizepräsidium fast sieben Jahre Mitglied des Vorstands und bin bestens mit den Abläufen und Themen vertraut. Viele der Vorstandsmitglieder waren vor der Fusion bereits Mitglied des Swift NMUG Vorstands und/oder der SKSF Geschäftsleitung. Da ich nur im Swift NMUG Vorstand war, hatte ich wenige Berührungspunkte zur SKSF und den Standardisierungsthemen. Anlässlich einer Kommissionsleitersitzung durfte ich mir ein vertieftes Bild der Tätigkeiten machen und die Leute, welche den Kommissionen vorsitzen, persönlich kennenlernen. Ich wurde sehr wohlwollend aufgenommen und habe viele positive Rückmeldungen erhalten.

Ist die SASFS für die Zukunft der Standardisierungsthemen, neue Technologien und Innovationen gewappnet?

Denise: Ich glaube ja. Unsere Offenheit gegenüber neuen Technologien und Innovationen besteht. Die Fragen sind vielmehr: Wie viele Impulse kommen? Wer kann die Themen bearbeiten? Und woher holen wir das notwendige Know-how? Es braucht auch Anstösse, um Neues auf das Tapet zu bringen. Gewappnet können wir nur sein, wenn wir bereits über Experten verfügen oder externes Fachwissen beiziehen können. Wir müssen den Fokus auf die Standardisierungsthemen so legen, dass wir unsere (knappen) Ressourcen gezielt einsetzen, um auf die zukünftigen Entwicklungen aufzuspringen.

Samir: Mit unseren Workshops im Frühling verfolgen wir das Ziel, die Ausrichtung des Vereins zu fokussieren. Wir werden sicherlich auch die aktuellen Entwicklungen thematisieren. Unsere Mitglieder, Swift und auch die SIX investieren sehr viel Zeit und Geld in neue Technologien und Innovationen. Von diesem Wissen kann die SASFS profitieren. Nicht zuletzt haben wir die Swiss Fintech Innovations (SFTI) im Vorstand vertreten. All dies stimmt mich sehr zuversichtlich, dass wir für die Zukunft der Standardisierung sehr gut aufgestellt sind.

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