Open Banking - Entwicklung der Zusammenarbeit am Schweizer Finanzplatz
Der Standardisierungsprozess im Finanzsektor erreicht eine neue Stufe: Adressiert werden nun auch APIs, und auch hier zeichnet sich der Schweizer Finanzplatz durch ein bestens abgestimmtes Vorgehen aus.
Jürgen Petry
Ständiger Gast im SASFS Vorstand
Swiss Fintech Innovations
Co-Director
Wenn man ihre Vorgängerorganisation SKSF berücksichtigt, dann ist die SASFS nun bereits seit fast dreissig Jahren auf dem Gebiet der Standardisierung und Normen im Finanzbereich aktiv. Mandatiert als Kommission der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg), wird das Ziel der Gewährleistung eines rationellen, fehlerfreien und somit ungehinderten Datenflusses auf der ganzen Prozesskette, d.h. end-to-end zwischen Kunde-Bank-Kunde verfolgt. Einer der Meilensteine der letzten Jahre ist die Helvetisierung des Nachrichtenstandards ISO 20022 für den Zahlungsverkehr, die von der Konzipierung bis zur Implementierung durchgängig koordiniert wurde.
Kontoinformationen (XS2A) und Zahlungsverkehr waren auch die ersten Themen, die im Kontext von Open Banking und dort bei der Schaffung von Standardisierungsempfehlungen für Schnittstellen, sogenannte APIs, adressiert wurden. An dieser Stelle kommt der 2016 gegründete Branchenverband Swiss Fintech Innovations (SFTI) ins Spiel, ein Zusammenschluss von Unternehmen des Finanzplatzes Schweiz, dem neben allen grossen und vielen kleinen Schweizer Banken auch namhafte Versicherer und Unternehmen angehören, die Dienste für den Finanzplatz erbringen.
SFTI hat sich zum Ziel gesetzt, die Schweiz als Finanzplatz und Bildungsstandort zu stärken, indem er Finanzdienstleister, Wissenschaft und FinTechs miteinander vernetzt und die gemeinsame Bearbeitung konkreter Themen und Aufgaben unterstützt. Die Ausarbeitung von API-Standardisierungsempfehlungen ist demnach nur ein Teil seines Aufgabenportfolios. Weitere Schwerpunkte werden etwa im Bereich der Regulatorik und beim Thema Vorsorge gesetzt.
SFTI ist der führende Schweizer Fachverband, wenn es um Innovationen für die Finanzbranche geht. SFTI hat sich zum Ziel gesetzt, für Banken und Versicherer gleichermassen alle Facetten von Open Finance zu adressieren. In Kooperation mit einer Vielzahl weiterer Marktteilnehmer werden dazu in dedizierten Arbeitsgruppen die unterschiedlichsten Schwerpunkte behandelt. SFTI steht in ständigem Austausch mit den jeweiligen Branchenverbänden, wirkt über die Durchführung bzw. Teilnahme an Informationsveranstaltungen an der Meinungsbildung mit und ist auch auf der politischen Ebene aktiv eingebunden.
Die beiden Verbände unterscheiden sich jedoch nicht nur im Hinblick auf ihr jeweiliges Themenspektrum: Bei der oben getroffenen Wortwahl ist vielleicht aufgefallen, dass ISO 20022 als Standard bezeichnet wurde, im API-Kontext hingegen nur von Standardisierungsempfehlungen die Rede ist. Diese Unterscheidung ist charakteristisch für die Herausforderung, vor der man steht, sobald man sich mit APIs befasst: Hier existiert noch immer keine zentrale Instanz, die im Rahmen einer von allen Beteiligten getragenen Governance die Regeln für die Erarbeitung und das Release Management von Standards vorgibt. Dies hat dazu geführt, dass sich über die Jahre verschiedene Initiativen die Standardisierung von APIs auf ihre Fahne geschrieben haben. Der darauffolgende Konzentrationsprozess hat dazu geführt, dass die Common API-Initiative des SFTI zwischenzeitlich mit Abstand die grösste Teilnehmerzahl und die höchste Reichweite hat – nicht zuletzt auch wegen der vertieften Zusammenarbeit mit der SIX, die als Gemeinschaftswerk der Schweizer Banken nicht nur ein Gründungsmitglied des SFTI ist, sondern mit bLink auch die bislang einzige Schweizer Open Banking-Plattform realisiert hat. Konzeptionelle Grundlagenarbeiten und die Implementierung ihrer Ergebnisse wirken hier optimal zusammen.
Nun fehlt nur noch ein zentrales Element, nämlich die Sicherstellung, dass die konzeptionellen Arbeiten des SFTI kompatibel zu bestehenden Standards bleiben. Dies wird durch die Zusammenarbeit mit der SASFS realisiert: In der Transversalen Kommission Standards Technology & Methodology findet seit Jahren ein kontinuierlicher Austausch statt. So wird sichergestellt, dass die Standardisierungsempfehlungen aus der API-Welt jederzeit mit den fundamentalen internationalen Messaging-Standards im Einklang stehen.
Und damit schliesst sich der Kreis: Trotz des potentiell disruptiven Charakters von Open Banking bleibt auf der technologischen Ebene auch weiterhin Kontinuität sichergestellt. Some things will never change. ;-)